Martin's

Montag, 25. Januar 2010

Offensichtlich taugt das Buch nichts

Endlich: Die Frau zieht ein Buch hervor. Ein dickes Buch. Bestimmt wird sie gleich darin zu lesen beginnen. Vorfreude kommt auf, reine, pure Freude: Endlich Ruhe, endlich wird sie ruhig sein!

Denkste!

«Lese ich ein Buch, muss es mich packen. Geschieht in den ersten fünfzig Seiten nichts, höre ich auf damit», erklärt sie mit ernstem Gesicht ihrem Gegenüber.

Pause.

«Ich bin bei Seite 44.»

Offenbar taugt das Buch wirklich nichts. Kaum drei Zeilen weiter geht es wieder los. Das Mundwerk redet und redet und redet. Ununterbrochen.

Zwischendurch die Frage an mich: «Liest Du auch?»

Die Antwort interessiert keine der beiden, merke ich gleich.

Schliesslich landet man beim nächsten möglichen Urlaubsaufenthalt. «Mauritius», sagt jene mit dem dicken Wälzer auf den Knien mit verklärtem Blick, «derzeit träume ich von Mauritius.»

«Seychellen», doppelt ihr Gegenüber nach, «die Seychellen sollen nicht mehr so teuer sein.»

«Nein, nein», antwortet die Nichtleserin, «da gibt es bloss einen einzigen Golfplatz auf all den Inseln, aber Mauritius - da hat's wunderbare Plätze.»

Die nächste Station naht. Das Buch wird zusammengeklappt.

In die Tasche gesteckt.

«Du warst so ruhig», spricht mich das Gegenüber vor dem Aussteigen noch einmal an, «nicht gut drauf heute?» Und fährt fort, bevor ich antworten kann: «Ja ja, Montag halt.»

Freitag, 22. Januar 2010

Spaghetti Polonäse

Ob es denn die Spaghetti nur mit Räucherlachs gebe, fragt die Frau, die zwei Tische von mir weg Platz genommen hat.

Nein, natürlich nicht, antwortet der Kellner freundlich, dies sei einfach das Wochenangebot, alle anderen Saucen stünden aber selbstverständlich ebenso zur Verfügung. So, wie es halt auf der Karte stehe.

Die Frau studiert das Angebot aufmerksam. «Dann bringen Sie mir bitte eine Portion Spaghetti Polonäse», bestellt sie dann freudestrahlend.

«Eine kleine, mittlere oder grosse Portion?» fragt nun der Kellner.

Wieder denkt sie eine Weile nach: «Eine kleine mittlere bitte», ringt sie sich schliesslich durch.

Der Kellner schaut etwas irritiert drein: «Also... klein... oder... mittel?»

Wieder schaut die Frau die Karte an, wieder denkt sie nach. «Also», sagt sie schliesslich, «nicht zu klein, aber auch nicht zu gross...»

«Also eine mittlere Portion», ist der Kellner erleichtert.

Die Frau strahlt: «Genau, eine mittlere Portion Spaghetti bolo...gn..ese bitte.»

«Zahlen», rufe ich. «Bitte.»

Montag, 18. Januar 2010

Eine Woche Basel . . .

Manchmal blendet man ja einfach aus, dass man auch noch ein «normales», ein Leben hat, das dem Broterwerb dient. Und dabei geht es nicht einfach darum, irgendwie mit der Erfüllung eines wie auch immer gearteten Jobs das notwendige Geld zu verdienen, um überleben zu können. Diese «romantische Vorstellung» von Menschen, die noch ein «anderes Gesicht» haben (siehe mein Buchblog), muss man ablegen.

Ja, gebe ich zu, ich habe ein «Alltagsleben», das mich ebenfalls fasziniert, das ebenfalls alles von mir abfordert, wo ich mich ebenfalls engagiere oder engagieren muss, das nicht bloss dazu da ist, sich zwischendurch schwarze Zahlen auf dem Kontoauszug ansehen zu dürfen.

Also war ich eine Woche in Basel (mein Foto: morgendlicher Blick aus dem Hotelfenster). An der Swissbau. Oder genauer: Am Dienstagnachmittag und am Mittwoch sowie am Freitagnachmittag und am Samstag. Ich habe fotografiert, mit Kunden und Bekannten gesprochen, am Stand geholfen, mich am letzten Messetag am Ab- und Aufräumen beteiligt.

Bin ich unzufrieden nach Hause gekommen?

Mitnichten.

Bloss müde.

Hundemüde...

Montag, 11. Januar 2010

Noch herrscht tiefster Winter

Noch herrscht tiefster Winter. Eisige Kälte hat mich am frühen Morgen empfangen, als ich das Haus verliess. Doch bereits am Mittag, in Zürich, wurde auf den Gehsteigen, unseren Trottoirs, die graubraun gewordene, schmutzige Masse zusammen gekarrt, mit Salz durchsetzt, das die weisse Pracht in unansehnliche Haufen verwandelt hat. Und natürlich die Passanten, die fluchend darüberglitten, auch sie haben wohl zum Ende dessen beigetragen, was anderem durchaus als schön empfunden haben.

Bald wird wieder Frühling sein. Niemand, der in diesen Tagen die Kälte und damit die Natur verflucht, die den gewohnten Tagesablauf behindert, wird länger alles verwünschen, was sich draussen abspielt. Und angesichts von Sonne und Wärme wohl nur allzuschnell vergessen haben, dass der nächste Winter mit Bestimmtheit kommen wird...

Samstag, 9. Januar 2010

Was für ein Unterschied!


Was für einen Unterschied es doch macht, ob Nebel und das Grau dieser Tage im November auftreten oder im Januar!

Im November bedrückt mich mitunter, wenn alles grau ist und schon der Blick durch das Fenster verrät, wie kalt es draussen ist. Doch nun? Ich kann dem, was ich an vermeintlicher Trostlosigkeit sehe, nicht den geringsten depressiven Anflug abgewinnen, und gäbe ich mir noch so viel Mühe. Vielmehr keimt die Hoffnung - die Hoffnung auf den baldigen Frühling!

Wie schön . . .

Donnerstag, 7. Januar 2010

Alleine im Wald. . .


Eine wunderschöne Winterlandschaft, ein Wald, in dem man fast so alleine ist, als gäbe es niemanden sonst auf der Welt, ein Nachmittag, eisig kalt, sonnig, keine Wolke am Himmel: Was kann schöner sein?

Die Gedanken gehen auf Wanderschaft, dieses und jenes fügt sich zusammen, einiges sich neu an, verändert sich - und plötzlich spürt man, wie man sich selbst ebenfalls verändert.

Man wird nie mehr aus dem Wald heraustreten, wie man in ihn hineingegangen wird. Alles - oder doch wenigstens ein kleines bisschen - wird anders sein wie zuvor, selbst wenn das Leben scheinbar weitergeht, als sei nichts geschehen.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Mittags im Restaurant

Da kommen sie also ins Lokal, die beiden Personen. Alle Plätze bis eben auf jene zwei, die sie nun in Beschlag nehmen, sind besetzt. Es herrscht also Hochbetrieb. Kurz studieren die neuen Gäste die Karte, die zweckmässig knapp ist, legen sie dann beiseite, beginnen sich zu unterhalten.

Sie müssen immerhin etwa fünf Minuten warten, bis die Bedienung an ihren Tisch tritt. Doch das haben sie wohl gar nicht bemerkt. Als es jetzt aber darum geht, die Bestellung aufzugeben, da geht nichts mehr: Ja, was sie jetzt nehmen sollten, beginnen sie sich lauthals zu überlegen. Vielleicht die Suppe? Oder doch ein üppiges Sandwich? Pasta? Salat und... oder...?

Die Bedienung, nach der man von manchen Tischen her schreit, da andere Gäste, relativ hektisch auf die Uhr schauend, nun (endlich) bezahlen möchten, um an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, tritt nervös und nervöser von einem Fuss auf den anderen.

Dann endlich ist die Bestellung durchdiskutiert und aufgegeben.

Dass die eine Person versehentlich meinen Teller erhält, merken sie beide nicht. Es hätte etwas mit Spinat sein sollen - bei ihr, nicht bei mir.

War aber keiner drauf.

Ich warte weitere fünf Minuten auf mein Essen.

Das Sahnehäubchen folgt zum Abschluss dieses amüsanten Intermezzos: Da meint die eine Person zur Bedienung, als es endlich ans Bezahlen geht («gemeinsam oder getrennt?», gefolgt von einer längeren Diskussion): «Sie haben es heute wohl nicht so im Griff...»

Herr-rrr-rrr-einspaziert - die Schau beginnt!

«Hereinspaziert!» Er schreit sich die Seele aus dem Leibe, damit der Mob nicht aufmerksamslos vorbeiginge am schmutzigabgenutzten Zelt: «Herr-rrr-rrr-einspaziiiiiiert!»:

So etwa beginnt mein neuer Roman, den ich im Dezember 2009 in Angriff genommen habe. Noch ist ziemlich weit offen, wohin die Reise geht - lassen Sie sich zu gegebener Zeit überraschen!

«Herr-rrr-rrr-einspaziert!»