Martin's

Dienstag, 6. April 2010

Auf dem Schwabenweg

Ein kleines Stück bin ich nur auf ihm gegangen. Nicht von Konstanz aus. Und nicht bis nach Einsiedeln. Irgendwo im Wald oberhalb von Kreuzlingen bin ich auf ihn eingeschwenkt. Und kurz vor Schwaderloh habe ich ihn verlassen, um über die Hauptstrasse und über die Autobahn in den nächsten Wald zu gelangen.

Unterwegs habe ich mir überlegt, wer vor mir schon alles dieses Stück hinaufgeschritten ist. Nicht jene, die ihn gestern gegangen sind. Vorgestern. Im letzten Herbst. Sondern jene, die ihn vor langer Zeit tatsächlich als Pilgerweg benutzt haben. Nicht, dass ich plötzlich einen historischen Roman schreiben möchte. Mir würde bestimmt auf Seite 361, exakt in der Seitenmitte, ein Reissverschluss unterlaufen oder ein Flugzeug sich in den Absatz einschleichen, das wirkungsvoll über die Köpfe donnert. Und aus wäre es mit meiner Karriere als ernsthafter Geschichte-Rechercheur. Nein, ich bleibe bei meinen Geschichten.

Aber gleichwohl: Auf Pfaden, die nicht nur touristenwirksam als "historisch" beworben werden, sondern die es tatsächlich sind, wird man, werde ich stets ein bisschen ehrfürchtig. Ich spüre, wie sich mein Schritt verlangsamt, und wie meine Gedanken wandern, aber nicht hektisch herumeilen, sondern im Inneren zu suchen beginnen. Und fast möchte ich gar behaupten, dass ich gebetet hätte. Das habe ich nicht wirklich getan. Aber gebeten um etwas, ganz leise, nur für mich.Vielleicht darum, dass sich irgendwann jenes Projekt realisieren liesse, worin diese Schritte, täte man sie in umgekehrter Richtung, eine kleine Facette darstellen könnten.

Doch dann komme ich oben, fast ganz oben am Hang an. Der Weg verläuft nun fast parallel zur alten Kantonsstrasse. Es stellt sich Sinnbildliches ein: Früher ist man diesen schmalen Pfad hochgegangen, dann auf der Strasse nebenan gefahren. Und heute führt noch ein Stück weiter im Westen die Autobahn durch.

Und schon ist der Wald zu Ende. Und ich kehre zurück in die heutige Zeit.