Martin's

Donnerstag, 28. September 2006

Wir könnten alle ewig leben

Die Meldungen, die uns in den Medien begegnen, sind immer gleich: Würde man dieses oder jenes verbieten, könnten so und so viele Todesfälle pro Jahr verhindert werden. So zieht man gegen Rauchende ins Feld, macht Jagd auf Übergewichtige, verordnet uns «gesunde» oder «gesündere» Nahrung. Wenn ich all die Jahre zusammen zähle, die ich länger leben könnte, würde ich nicht rauchen, bekäme ich endlich mein Übergewicht los und würde ich alle Nahrung meiden, die «ungesund» ist, so könnte ich ewig leben. Und mit mir all die anderen Menschen, täten sie dasselbe wie ich tun müsste, um das ewige Leben im Diesseits zu erlangen.

Eine bestechende Zukunftsperspektive!

Ob die Rechnung allerdings stimmt. . .

Sonntag, 17. September 2006

Warum sind die Dinosaurier ausgestorben?

banhof thoerishaus mit altautoverwertung, bild 2006 c martin andreas walserWarum sind die Dinosaurier ausgestorben? Diese Frage sollten wir uns stellen, bevor es uns selber trifft.

Nichts ist bekannt, dass Dinos auf Noahs Arche waren. Natürlich: Für deren Fernbleiben mag es statische Gründe gegeben haben. Man stelle sich vor: Ein ausgewachsenes Dino-Pärchen auf einer Arche, die für normale Belastungen pro Quadratmeter gebaut wurde.

Aber natürlich bringe ich da Dinge durcheinander, die so nicht zusammen gehören: Beim Arche-Bau - so es ihn denn überhaupt gab - existierten die Dinos schon lange nicht mehr. Sonst hätten sie Noah ganz schön ins Schwitzen gebracht. Er wäre vor seinem Schiff gestanden und hätte beim Herannahen der Dinos kurz, aber bestimmt gerufen, indem er die Hand erhoben hätte wie der Polizist an der Kreuzung: «No!» Vielleicht hätte er auch «Non!» gesagt oder «Niet!» oder sonst etwas. Das käme darauf an, welcher Herkunft die Familie Dino gewesen wäre. Jedenfalls hätten sich die Langhälse traurig angeguckt und wären von dannen gezogen.

Oder sie hätten die Arche gestürmt.

Wodurch letztlich die Weltgeschichte eine andere Wendung genommen hätte: Es gäbe heute noch Dinos, aber nichts mehr sonst. Oder die Arche wäre zerstört worden und es gäbe uns alle nicht mehr.

Vielleicht sind die Dinos auch deshalb schon lange vor der Notwendigkeit ausgestorben, eine Arche zu bauen: damit wir überleben konnten.

Nur schon deshalb lohnt sich die Frage: Weshalb sind die Dinos ausgestorben?

Samstag, 16. September 2006

Und plötzlich wird man nachdenklich

lugano 2006, bild c martin andreas walserNein, in Lugano (Bild) war ich nicht in den letzten Tagen. In Sursee zwar. Und in St. Moritz. Das Bild stammt aus einer Serie, die ich im Juli im Tessin geschossen habe. So quasi aus der Hüfte: Pizza essen mit Sohn Samuel. Ein wenig dem See entlang geschlendert. Fotos gemacht. Und heute erst bearbeitet. Manchmal fehlt einfach die Zeit.

Das meine ich mit: «Und plötzlich wird man nachdenklich». Weshalb bleibt so wenig Zeit, das zu tun, was man eigentlich tun möchte? Wie machen das andere? Oft denke ich: Irgend etwas läuft da falsch bei mir. Fast stets dann etwa, wenn andere davon erzählen, wie vielen Hobbys sie ihre Zeit widmen. Oder wie viel Zeit für ihre Familien bleibt. Oder. . .

Mir fehlt ständig die Zeit. Schon immer. Aber: Je älter ich werde, desto spürbarer wird dieser Mangel. Desto ärgerlicher. Manchmal befürchte ich, bis an mein Lebensende nicht mehr genügend Zeit zu haben, um all das noch zu tun, was ich eigentlich machen möchte. Ich werde unruhig. Nervös.

Und verfalle wohl auch nach diesem Wochenende wieder in den üblichen Trott.

Dienstag, 12. September 2006

Immer unterwegs

Unterwegs mit der Bahn, Handy-Bild, Bild c martin andreas walserIch bin viel unterwegs. Mit Bahn. Postauto. Manchmal mit dem Schiff. Und zwischendurch fliege ich auch. Aber hauptsächlich fahre ich Bahn. Von einem Termin zum anderen. Dann und wann muss ich längere Wartezeiten, Pannen, Fussmärsche hinnehmen. Aber insgesamt ist das Bahnfahren für mich dennoch die beste Art zu reisen. Man kann lesen. Man kann schlafen. Man kann seinen Gedanken nachhängen. Viele sagen: «Wenn immer ich Bahn fahre, arbeite ich.» Manche davon sind nicht unbedingt ehrlich: Wenn man genau hinschaut, flackern manchmal über ihre Bildschirme Computer-Games oder sie sehen sich einen Film an. Na ja, ich gebe zu: Oft döse ich einfach vor mich hin, während die Landschaft draussen vorüber zieht.

Montag, 11. September 2006

Geburtstagsparty

kindertanzen bild c martin andreas walser Zehn Jahre alt ist die Gemeinde geworden, in der ich lebe. Vieles hat sich seit damals verändert, manches zum Guten, anderes. . . na ja. Am letzten Wochenende wurde ein neues Gemeindehaus eingeweiht und mit einer Party der Geburtstag gefeiert. Viele kamen und noch mehr blieben zu Hause, aber so ist das nun mal: Immer ist sooo viel los.

Es wurde getanzt (Bild: Kindertanzgruppe Schwaderloh) und Musik gemacht. Hervorragend die Band von Dai Kimoto aus Romanshorn: Die «Swing Kids» sind zwischen neun und 16 Jahre alt und bringen lupenreinen Big-Band-Sound auf die Bühne. Super!

Ich war wieder mal fotografierend unterwegs.

Montag, 4. September 2006

Sagen und reden

mond, bild c martin andreas walserManchmal hat man nichts zu sagen und redet trotzdem. Manche haben nie etwas zu sagen und reden ständig. Manche hätten etwas zu sagen, doch es geht in ihrem andauernden Gerede unter. Manchmal schweigt man - und viele verstehen durchaus, was man damit sagen will.

Sonntag, 3. September 2006

Sonntag - das andere Leben

im wald zwischen kreuzlingen und neuwilen, bild c martin a walserGemütlicher Sonntag, keine News, keine Hektik. Das Leben könnte so schön und gemütlich sein. Warum rackern und hetzen wir uns ab? Bloss um uns zu verdienen, was wir, müde und alt, dann doch nicht mehr richtig geniessen können? Statt dem Leben die schönsten Seiten abzugewinnen, rasen wir fünf Tage die Woche herum und sind am Samstag und Sonntag kaputt. Das soll - wie oft habe ich mir das bereits vorgenommen? - nicht so weitergehen.

Doch morgen beginnt die neue Woche wieder - und alles wird sein wie immer.

Und in einer oder in mehreren Wochen steht an dieser Stelle unter «Sonntag» derselbe Eintrag wie heute. . .

Samstag, 2. September 2006

Nachtgedanken

zeitung von 1883, Bild: c Martin Andreas WalserWir leben in einem alten Haus. Letztes Jahr haben wir einen Teil umgebaut. Dabei entdeckten wir unter altem Täfer Spuren der letzten Renovation: Auf die aus Ästen und Lehm bestehende Zwischenwand geklebte Zeitungsreste aus dem Jahr 1883.

Zeugen der Vorzeit begegne ich mit Ehrfurcht. Ohne rückwärts gewandt zu sein. Ich mag jene nicht, die ihren Blick ständig zurück wenden. Früher war alles besser, früher . . . früher . . . Ich schaue vorwärts.

Das eine jedoch schliesst das andere nicht aus: Nur wer die Geschichte kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Der Respekt vor Leistungen der Vergangenheit bedeutet für mich nicht, die Errungenschaften der Gegenwart nicht zu respektieren. Auch wenn manches, das wir heute als «grossartig» bezeichnen, die Zeit wohl nicht überdauern wird.

Jeder, der erfolgreich ein paar Akkorde aneinander reiht, ist gleich ein Star, alles, was mehr als drei Wochen irgendeine Hitliste in Beschlag nimmt, ein Meisterwerk. Doch die Kurzlebigkeit des Ruhms - nicht einmal sie ist neu. Vieles, was wir heute als zeitlose Klassiker bezeichnen, wurde damals für den Tag, für den einen Augenblick geschrieben und dann wieder vergessen.

Auch unsere Nachkommen werden die wahren Perlen unserer Zeit ausgraben und ehren.

Fernweh

abendstimmung am untersee, bild c martin andreas walserJetzt kommt die Zeit wieder: Die Tage werden kürzer, die Sonne verkriecht sich, Regen, dann Schnee. Doch nicht nur jetzt, aber jetzt besonders, wächst mein Fernweh. Okay, beruflich profitiere ich davon, manchmal andere Luft schnuppern zu können. Amsterdam, Brüssel, Malaga, Lissabon, Trier, London und Oxford waren es in den letzten Monaten, München, Bologna und Wien sind im Oktober angesagt. Und doch: Nicht beruflich, sondern für länger verreisen - das wäre wieder einmal wichtig für mich.

Obwohl: Eigentlich lebe ich ja in einer der schönsten Gegenden (siehe Bild: Abendstimmung auf dem Untersee) mit einer noch vielerorts weitgehend intakten Landschaft. Fernweh lässt sich gleichwohl nicht verhindern.

Freitag, 1. September 2006

Augenschein im Unterengadin

scuol im unterengadin, bild c martin andreas walser

Von Susch bis Martina reicht die Region Engadin/Scuol. «Noch zu entdecken» ist
das Unterengadin gemäss Eigenwerbung. Scuol, Tarasp, Sent, Tschlin: Das
Unterengadin, an der Grenze zu Österreich und Italien gelegen, war während
vieler Jahre mehr oder weniger ein Geheimtipp für Sommer- und Wintertouristen.
Vor Wochenfrist begab ich mich auf einen Augenschein.

Start

Heute, am Freitag, 1. September 2006, 21.41 Uhr, startet Martin's Blog.